Berichterstattung über die Wirtschaftskrise in Griechenland
DHW Brief  an den Vorsitzenden des Deutschen Presserats e.V.
 Sehr geehrter Herr Döhring,
 die Berichterstattung der letzten Wochen über die Wirtschaftskrise in Griechenland ist Anlass
 genug Ihnen heute eine Beschwerde zu senden.
 Die Deutsch-Hellenische Wirtschaftsvereinigung (DHW) als Sprachrohr und Interessenvertretung
 der gut 30.000 griechischen und griechischstämmigen Unternehmer und Selbständigen in
 Deutschland macht sich Sorgen um das freundschaftliche Zusammenleben und die deutschgriechischen
 Beziehungen.
 Insbesondere die Printmedien und ihre elektronischen Seiten berichten zurzeit in einer Art und
 Weise über Griechenland und das griechische Volk, die viele von uns als beleidigend empfinden
 und uns unbegründet in die rhetorische Defensive in unserem Alltag drängt. Höhepunkt dieser
 Hasstiraden und dieser Hetze ist die Ausgabe 08/10 des Nachrichtenmagazins FOCUS mit
 seinem unfairen Titelblatt und dem unsachlichen Kommentar von Michael Klonovsky. In letzterem
 werden sogar griechenlandfeindliche Theorien aus der alten Schatzkiste herausgeholt mit
 subjektiven Antipathien vereint und in Stammtischmanier verbreitet. Das ist keine Satire mehr
 sondern Gift und Galle gepaart mit Ignoranz und Böswilligkeit.
 Wir sind durchaus der Meinung, dass es in dieser Situation Vieles zu kritisieren und zu
 bemängeln gibt. Die Journalisten sollen aber die Contenance bewahren und die Täter beim
 Namen nennen. Nicht die gesamte griechische Bevölkerung ist an der jetzigen Tragödie schuld.
 Wir haben in den letzten 40 Jahren mit einer politischen Klasse zu tun gehabt, die zu großen
 Teilen korrupt gewesen ist. Die Verfassung und das Wahlrecht Griechenlands amnestieren diese
 korrupten Politiker am Ende des Mandats, egal ob bei normalem oder vorgezogenem Urnengang.
 Sollten die Europäer der Meinung sein, griechische Politiker hätten die EU und die Kommission
 vorsätzlich betrogen, dann sollen sie diese vor den europäischen Gerichten zitieren. Das wäre die
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 einzige reelle Chance, Klarheit zu schaffen und die Verantwortlichen zu bestrafen. Griechische
 Gerichte oder parlamentarische Untersuchungsausschüsse werden hier erfolglos bleiben.
 Ich appelliere an Sie, sich dafür einzusetzen, dass die Berichterstattung in den deutschen Medien
 wieder zur Sachlichkeit zurückfindet. Denn genauso wie wir es abscheulich finden, dass in der
 griechischen Presse die Deutschen pauschal als Nazis beschimpft werden, wehren wir uns auch
 dagegen, dass die Hellenen – und mit Ihnen auch die gut 350.000 in Deutschland lebenden – als
 Betrüger tituliert werden.
 Bitte sorgen Sie dafür, dass die Journalisten das Klima nicht weiterhin anheizen und vergiften.
 Stattdessen sollten sie sich bemühen, das traditionelle und historische freundschaftliche
 Verhältnis zwischen Griechen und Deutschen und insbesondere den deutschen Philhellenismus
 zu bewahren und zu fördern. Denn wahre Freunde – auch und vor allem im gemeinsamen Haus
 Europa – erkennt man in der Not. Politiker und Medien müssen mit allen Kräften vermeiden, dass
 wir keine „Versailler Verhältnisse“ zwischen Europa und Griechenland bekommen. Denn wer
 kennt besser als die Deutschen, was diese für fatale emotionale und politische Folgen für alle
 Völker Europas hatten.
 Eine Kopie dieses Schreibens erhalten der Vorsitzende des Deutschen Journalistenverbandes,
 Herr Michael Konken, sowie Herr Dr. Hubert Burda als Vorstandsvorsitzender der Hubert Burda
 Media, die den Focus herausgibt, zu ihrer Information.
 Mit freundlichen Grüßen
 Phedon G. Codjambopoulo
 Vizepräsident und Vorstandssprecher
